TimeCatcher Arne Brand (13)

Auf ein Glas Wein mit Arne Brand

Auf ein Glas Wein mit Arne Brand

Arne Brand, Kandidat der SPD

Der Manager

Fast erscheint es ein wenig paradox, dass ausgerechnet die SPD einen Manager ins Rennen schickt. Gelernte Juristen mit einer Businesskarriere in der internationalen Hochfinanz, die kamen früher von der CDU, noch mehr aus der FDP. Was ist mit dem guten alten „Stallgeruch“, was mit Wurzeln in der klassischen Arbeiterschaft? Bei den Brands ist eine Linie der Familie seit über 100 Jahren „Sozi“, viel tiefer geht es für solche Wurzeln also nicht mehr. Er ist so etwas wie das moderne Gesicht der Sozialdemokratie oder das, was die Partei sicher gerne genauso hätte. Im ersten Moment ist er der joviale Typ von nebenan. Dann offenbart sich ein rasanter Denker und Redner, schlagfertig, eloquent und blitzwach. Meine leicht provokante Eingangsfrage: „Wer bist Du?“ kontert er unmittelbar mit: „Ganz viele“. Das klingt zunächst humorig, ist aber nur teilweise lustig gemeint. Tatsächlich stecken eine ganze Menge Aspekte in dem gebürtigen Lemgoer.

Da ist der leidenschaftliche Kämpfer gegen rechtsextreme Verführer. Kein Fußbreit den Faschisten! Man glaubt ihm das, es kommt von innen, ist mehr als nur Parteiparole. „Zivilisation ist nur eine dünne Kruste“, sagt er, darunter darf man allerhand vermuten. Vielleicht speisen sich Offenheit und Toleranz auch aus der Arbeit für zwei internationale Konzerne. Erst einem gigantischen, amerikanischem Mischkonzern, dann einer skandinavischen Großbank. Er hat einen feinen Blick für die Unterschiede in Unternehmens- und Länderkulturen. Aber wie überlebt ein überzeugter Sozialdemokrat in der neoliberalen Vorhölle eines US-Multis? Indem er für die sogenannte „Compliance“ zuständig ist. Compliance ist der Moralkodex großer Unternehmen. Die zum Teil selbstgewählte ethische Grundlage, die theoretisch allem Handeln und allem Handel zugrunde liegen soll. Da ist natürlich, was amerikanische Großkonzerne angeht, viel Spielraum für Diskussion. Man begegnet den unterschiedlichsten Menschen aus den unterschiedlichsten Herkünften, kann ihren kulturellen Beitrag einschätzen. Man lernt aber auch den dünnen Firnis der Moral auf der harten Wirklichkeit brutalen Wettbewerbs zu erkennen.

In einer skandinavischen Großbank entdeckt er die verschiedenen, nordeuropäischen Gesellschaftskonzepte und ihre Vor- und Nachteile. Compliance wird hier oft als gesellschaftlicher Auftrag verstanden. Heute ist er beim Landesverband Lippe, als Vertreter des Verbandsvorstehers und Leiter der Immobilienabteilung.

Das alles hat Arne Brand geprägt. Er brennt für die Dinge, von denen er spricht. Seine Hände sind immer in Bewegung, wie, um all die Energie des ehemaligen Zehnkämpfers zu kanalisieren. Er spricht über die Förderung der Jugendkultur, den Raum, dem man jungen Menschen schaffen müsse und

was er beim Landesverband organisiert hat. Er war in seiner Partei von Anfang an in der digitalen Elite unterwegs, sieht die Chancen der Digitalisierung auch und besonders für Kunst und Kultur, arbeitet an weitreichenden Konzepten für die Region in diesem Feld. Die Kultur muss raus aus dem Elfenbeinturm, die tollen Museen und Künstler der Stadt müssen für breitere Schichten attraktiver werden. Er versteht Augmented und Virtual Reality, weiß, was Gamification leisten kann. „Mein Anspruch ist es nicht, höheren Töchtern ihr drittes oder viertes Instrument nahe zu bringen, ich will auch jene Erreichen, die RTL2 für das Nonplusultra kultureller Darbietung halten.“, sagt er – kulturelle Sozialdemokratie eben.

Er hat präzise Ideen für eine tragfähige alternative Energie- und Forstwirtschaft, aus den Erfahrungen mit den riesigen Agrar- und Waldflächen des Verbandes. Er glaubt fest an die Stärken von Quartiermanagements, will lebendige Ortsteile und lebt das aktive Ehrenamt.

Wer ist er? Ganz viele. Einer, der aus dem globalen Finanzhub Frankfurt gerne zurückkam, um Lemgo zum überregionalen Hub für Innovation und ethisches Management zu machen. Einer, der an unserem Esstisch im Vogelhorst sitzt und mit uns Ideen fliegen lässt, wen man in Lemgo noch zusammenbringen könnte, um die Stadt nach vorne zu bringen. Einer, der das Amt des Bürgermeister als lustvolle Verpflichtung sieht, Gestaltungsspielräume zu nutzen. Einer, der von Ideen sprudelt. Ein Zehnkämpfer, vielfältig, zäh und anpackend.

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